Eine kleine Geschichte aus Obercastrop
Das Foto soll die Neugier für die folgende Kurzgeschichte wecken.
Erlebnis mit und um mein erstes Auto
Mit 17 Jahren (1965) war mein sehnlichster Wunsch, mit 18 Jahren ein Auto fahren zu dürfen. Also nervte ich meine Eltern, sie mögen mir doch 250 DM schenken, damit ich mir einen alten VW anschaffen konnte. Meine Bemühungen verliefen ohne Erfolg. Bis meine Mutter eines Samstagsmittags zu mir weniger nett sagte:"Zieh Dir Deine guten Sachen an, Papa bekommt ein neues Auto, das wollen wir uns ansehen." Ich komme ursprünglich aus Castrop-Rauxel, zum damaligen Zeitpunkt herrschte dort ein nicht unbedingt diplomatischer Umgangston. Gesagt, getan.
Das Sonntagszeug an und dann ging es mit einem Hansa 1100 von Borgward, nach Werne/a.d.Lippe zu einer Opel-Vertragswerkstatt. Mama, Papa, und ich natürlich auch, bestaunten den "Neuen".
Opel-Rekord 1900 de Luxe. Weißes Auto, schwarzes Dach und spektakuläre Weißwandreifen. Nun war mir klar, dass ich jeden Samstag-Nachmittag die Weißwandreifen mit Ako-Pads malträtieren durfte.
Die Besichtigung des "Neuen" war für mich, verständlicherweise, wenig attraktiv. Bis mein Vater zu mir sagte:"So, nun wollen wir uns einmal dein Auto ansehen." Ich war im ersten Moment erschrocken. Dann hätte ich fast einen Luftsprung gemacht. Ich bekam tatsächlich ein Auto. Ich konnte es nicht glauben. Opel Kadett A Coupe; und jetzt der Clou. Weißes Auto, schwarzes Dach und "Gott sei gedankt" Weißwandreifen. Nun zur Freude gehört auch ein Wermutstropfen. Das Auto wird ausgeliefert, wenn ich im Besitz eines Führerscheines bin. Nun schrieben wir das Jahr 1965 und den Monat Oktober. Im Monat November wurde ich 18. Zur Fahrschule hatte ich mich mangels Geld noch nicht angemeldet. Glücklicherweise schenkten mir meine Eltern zu meinem Geburtstag das erforderliche Kapital zur Erlangung eines Führerscheines. Also zur Fahrschule angemeldet (Obercastroper meldeten sich natürlich bei Bastian an) und am 16.3.1966 die Fahrprüfung abgelegt. Im Nachhinein muss ich wohl feststellen, dass ich die Fahrprüfung mit allem Wohlwollen des damaligen Prüfers bestanden haben muss. Der Durchschnitts-fahrschüler wurde 7-8 Minuten der praktischen Fahrprüfung unterzogen. Ich durfte 30 Minuten den Prüfungswagen fahren; oder war evtl. der Prüfer von meinen Fahrkünsten "soo" begeistert? Ich kann es mir nicht vorstellen. Eine kleine Anmerkung zu den damaligen Nickeligkeiten der Fahrprüfer. Es war obligatorisch. Jeder Fahrschüler musste von der Amtstraße rückwärts in die Bergstraße fahren. Danach begann das Übel. Man fuhr los und die Bergstraße war mit einem Halteschild versehen. Heute Stopp-Schild; derartige Straßen hießen aber 1966 trotzdem Stopp-Straßen. Die Prüfer waren sehr erfindungsreich. Wohl dem, der das Halteschild beachtete. Falls nicht, verweigerte der Prüfer die Herausgabe der "Fleppe".
Am gleichen Tag sollte nun das heißgeliebte Auto von Werne nach Castrop-Rauxel überführt werden. Es kam einfach nicht. Die Telefone liefen heiß, Nettigkeiten wurden per Telefon ausgetauscht. Ergebnis: Auslieferung heute nicht möglich. Prima für mich. Die Nacht war grausam. Am nächsten Tag ging es also nach Werne. Das Auto wurde in Empfang genommen. Ich wurde 1,90 m groß. War aber nur 1,72 m. Also in das Auto, Mama auf dem Beifahrersitz und ab in Richtung Castrop. In Lünen qualmte das Auto und stank zum Himmel. Was war passiert? Ich an die nächste Tankstelle, nervös wie sonst niemand. Der Tankwart kam und schüttelte mit dem Kopf. Schaut in das Auto und sagt:"Du Blödmann, du musst auch die Handbremse lösen". Ich bin bis heute nicht mehr mit angezogener Handbremse gefahren. In Castrop angekommen, wollte ich natürlich meinen "Kumpels" meine fahrerischen Qualitäten zeigen. Also mit Vollgas in die Kurve Neuroder Platz "auf Schwerin". Das Auto schleuderte, meine "Kumpels" lachten und mir ist das Herz in die Hose gerutscht. Ich war schon ein toller Hecht. Nun entsprach mein Auto natürlich nicht den damaligen Vorstellungen eines Super-Schlittens. Also wurden diverse Kleinigkeiten angebracht; wie z.B. weitere Hörner an der vorderen Stoßstange, Weitstrahler, Breitstrahler und Nebelleuchten. Das war natürlich nur möglich, weil mein Freund (Peter Melzer) gerade seine Lehre bei Opel-Kühl absolviert hatte und im Gegensatz zu mir etwas von Auto`s verstand. Kurz vorher beendete ich meine Lehre bei der Ruhrknappschaft, also Büro, und hatte, und dieses ist auch heute noch so, von Technik keinen blassen Schimmer. Aber ich war der Meinung, aber auch nur ich, ich sei der Held von "unserer Ecke". So kann man sich täuschen. Meine damalige Freundin war natürlich auch stolz wie "Oskar". Wer hatte zu der Zeit schon einen Freund mit Auto. Ich holte sie jeden Abend von ihrer Arbeitsstelle (Metzgerei Hommen, Ginsterweg," auf Schwerin") ab. Es war ein Erlebnis. Diese dauerten aber nicht lange. Bis Juli 1966. Nach dem Gruppenspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in England Deutschland : Schweiz. Deutschland gewann natürlich, holte ich meine Freundin ab und fuhr über die B 235 in Castrop. Ein Karmann-Ghia kam mir schleudernd entgegen und krachte in mein geliebtes Auto. Meine Freundin schwer verletzt, und das Auto dahin. Das war eine kleine Geschichte mit und um mein erstes Auto.